Kommune gestalten

Bedarf: Die ultra-orthodoxe Bevölkerung in Israel umfasst fast eine Million Menschen – 12% der israelischen Gesamtbevölkerung – und wächst rasch. Allein in Jerusalem werden 110.000 SchülerInnen in ultra-orthodoxen Bildungsinstitutionen unterrichtet. Das sind ca. zwei Drittel aller jüdischen SchülerInnen in der Stadt. Diese Bevölkerungsgruppe hat sich bewusst vom Rest der Gesellschaft getrennt, und die meisten Kinder, insbesondere Jungen, lernen nicht nach den allgemein geltenden Lehrplänen für die Kernfächer.

 

Heutzutage gilt Unterricht in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) als grundlegendes Instrument für beruflichen Erfolg. Die Erweiterung der Wissenschaftskultur unter Kindern und Jugendlichen verleiht Know-how, das für ihre zukünftige Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Israel fördert zwar die MINT-Fächer auf nationaler Ebene. Im ultra-orthodoxen Schulsystem hingegen, insbesondere bei den Jungen, wird dieser Unterricht weiter vernachlässigt.

 

Gleichzeitig bahnen sich Wissenschaft und Technologie ihren Weg in die ultra-orthodoxe Gesellschaft – vorausgesetzt, sie bieten Perspektiven für eine Beschäftigung. Ob steigende Armutsquote, die Notwendigkeit, sich in die Arbeitswelt zu integrieren, um sich darüber ein Auskommen zu sichern, das die Unterstützung einer großen Familie ermöglicht oder aber die zunehmende Zahl der Schulabbrecher – all dies trägt dazu bei, dass die ultra-orthodoxe Gesellschaft sich zunehmend für die Integration von MINT-Unterricht an ihren Schulen öffnet, sofern sie sich nicht negativ auf ihren Lebensstil auswirkt.

 

Die Jerusalem Foundation hat sich zur Förderung sozialer und bildungspolitischer Bedürfnisse aller BewohnerInnen der Stadt verpflichtet. Als Teil unserer Vision für 2030 unterstützen wir zukünftig Programme, die Umfang und Qualität der MINT-Ausbildung für ultra-orthodoxe Jungen verbessern und auf diese Weise das soziale Gefüge Jerusalems stärken

 

Antwort: Vor mehr als einem Jahrzehnt begann die Jerusalem Foundation, die informelle MINT-Bildung unter den ultra-orthodoxen Jungen zu fördern. Durch Besuche in verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen und Aktivitäten nach der Schule sollten die Kinder diese Fächer kennenlernen und dadurch den Widerstand gegen die säkulare Bildung innerhalb des Schulsystems umgehen. Auf dieser Erfahrung aufbauend versuchen wir nun, mit dem nötigen kulturellen Verständnis die MINT-Bildung zu stärken, um insbesondere Jungen für die Welt der Wissenschaft und Technologie durch formelle als auch informelle Programme zu begeistern.  Nach langer Suche wurde das im Zentrum von Jerusalem gelegene Viertel Romema für die Durchführung eines entsprechenden Pilotprogramms ausgewählt. Es soll unabhängiges Denken in Wissenschaft und Technologie entwickeln, problembasiertes Lernen (problem based learning, PBL) gewährleisten und das Verständnis dafür fördern, wie natürliche Ressourcen des Planeten in vielerlei Hinsicht genutzt werden können.

 

Drei Säulen machen die ersten zwei Jahre des Romema-Pilotprojektbetriebs aus:

 

  1. Formale Ausbildung in den ultra-orthodoxen Jungen-Grundschulen (Talmud Thora): Verbesserung der Qualität der MINT-Fächer, die heute im Talmud-Tora-System existieren, innerhalb der regulären Schulstunden, wobei die aktuellen Aktivitäten genutzt und gleichzeitig hochgestuft werden. Diese Säule umfasst die Auswahl der geeigneten Schulen, die Erfassung des heutigen Angebots, die Ausbildung der Lehrer, die mit dem pädagogischen Personal zusammenarbeiten können, um den Inhalt zu verbessern, und das Angebot von Aktivitäten in der Schule.
  2. Gemeindebasierte Aktivitäten: Informelle Bildungsaktivitäten finden im örtlichen Gemeindezentrum statt und umfassen die Arbeit mit Familien und Mädchen, einschließlich – aber nicht beschränkt auf – frühkindliche Programme, gemeinschaftsweite Veranstaltungen für die ganze Familie, die Entwicklung eines Innovationszentrums innerhalb des Gemeindezentrums und Aktivitäten nach der Schule.
  3. Aufbau der Infrastruktur und Erfolgsmessung: Den Prozess dokumentieren, verstehen, welche Aktivitäten funktionierten und welche nicht, Erfolgskriterien entwickeln und sicherstellen, dass genügend Humankapital und physische Infrastruktur vorhanden sind, um das Konzept weiter zu entwickeln.

 

 

 

Partner: Zu den finanzierenden und strategischen Partnern gehören Förderer in Kanada und die Stadtverwaltung von Jerusalem. Das Bloomfield Science Museum in Jerusalem, ein renommierter Experte für die Programmierung informeller Bildung im MINT-Bereich, wird beim Aufbau formeller und informeller pädagogischer Inhalte helfen. Ein Lenkungsausschuss, bestehend aus der Jerusalem Foundation, der Jerusalemer Stadtverwaltung und Vertretern der Rabbiner des Gemeindezentrums von Romema, wird die Entwicklung des Projekts genau verfolgen. Unter allen Beteiligten besteht Einverständnis darüber, dass der Arbeitsplan flexibel gestaltet und abhängig von den Reaktionen innerhalb der Gemeinde bedarfsgerecht angepasst wird.

 

Auswirkung:

  1. Erweiterter Zugang zum STEM-Bereich in der ultra-orthodoxen Community,  insbesondere für Jungen
  2. Kapazitätsaufbau für Lehrer
  3. Darstellung der Bedürfnisse und Erfolge

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